HĂ€mato-Onkologie
Infos fĂŒr Ărzte
Antiemese unter Chemotherapie
Viele der Patienten, die im Rahmen einer Tumorerkrankung eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie erhalten, leiden unter Ăbelkeit, bei manchen kommt es zum Erbrechen. FĂŒr eine gute LebensqualitĂ€t dieser Patienten ist eine ausreichende antiemetische Therapie wĂ€hrend der Chemotherapie wichtig. Bei der Auswahl des geeigneten Medikamentes sollten das emetogene Potential der Chemotherapie und das individuelle Risikoprofil des Patienten berĂŒcksichtigt werden.
Junge Patienten neigen hĂ€ufiger zu Erbrechen als Ă€ltere, Frauen hĂ€ufiger als MĂ€nner. Patienten mit chronischem Alkoholabusus haben eine geringere AnfĂ€lligkeit gegenĂŒber Nausea und Emesis.
Antizipatorisches Erbrechen (Erwartungserbrechen) setzt vor Beginn der Chemotherapie ein. Die Patienten sind aufgrund negativer Vorerfahrungen bei frĂŒheren Chemotherapien konditioniert. Therapeutisch ist das antizipatorische Erbrechen durch Antiemetika sehr schlecht zu beherrschen, zum Teil helfen Psychopharmaka oder Verhaltenstherapie. Darum ist es wichtig, dem Patienten schon beim ersten Zyklus durch eine entsprechende Antiemese vor schlechten Erfahrungen zu bewahren.
Akutes Erbrechen: Es beginnt in der Regel eine halbe Stunde bis 6 Stunden nach Verabreichung der Chemotherapie und hÀlt nicht lÀnger als 24 Stunden an, wobei der Höhepunkt nach ca. 5 - 6 Stunden erreicht ist. Das Ausmaà des Erbrechens hÀngt neben der emetogenen Potenz des Zytostatikums (siehe Tabelle) und dessen Dosis auch von Geschlecht und Alter der Patienten ab.
Verzögertes Erbrechen setzt nach ca. 24 Stunden ein und hĂ€lt normalerweise mehrere Tage an. Zytostatika, die zu einem verzögerten Erbrechen fĂŒhren können, sind: Carboplatin, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Cisplatin.
Durch die Erregung des Brechzentrums in der Formatio reticularis wird ein Reflexbogen ausgelöst, der zu Ăbelkeit und zum Erbrechen fĂŒhrt. Das Brechzentrum wird von verschiedenen afferenten Impulsen erregt:
- Impulse aus der Hirnrinde und aus dem Limbischen System sind fĂŒr das Erwartungserbrechen verantwortlich.
- Impulse aus der Chemorezeptor-Triggerzone (CTZ) in der Area postrema: Die CTZ wiederum kann ĂŒberdas kapillĂ€re Blut sowie ĂŒber vagale Afferenzen aus dem Gastrointestinaltrakt erregt werden. Chemotherapeutika und deren Metabolite binden an die Serotonin-, Dopamin- und Histaminrezeptoren im Brechzentrum und in der CTZ und verursachen so Nausea und Emesis.
Die Therapie der Antiemese richtet sich nach der emetischen Potenz der verwendeten Zytostatika. Anhand der MASSC/ESMO Guidelines 2016 können 5 Gruppen unterschieden werden. Die angefĂŒhrte Tabelle gibt einen Ăberblick ĂŒber die bei uns am hĂ€ufigsten verwendeten Chemotherapeutika:
Level 1 (Minimal emetic risk, <10% der Patinten leiden an Emesis): |
Level 2 (Low emetic risk, 10-30% der Patinten leiden an Emesis): |
Level 3 (Moderate emetic risk, 30-90% der Patinten leiden an Emesis): |
Level 4 (High emetic risk, >90% der Patienten leiden an Emesis): |
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Die Therapie von chemotherapieinduziertem Erbrechen richtet sich nach der emetogenen Potenz des verwendeten Zytostatikums bzw. dessen Dosis (siehe Tabelle) und nach der individuellen, subjektiven Empfindlichkeit des Patienten. Wichtigstes Ziel ist eine Vermeidung von Ăbelkeit und Erbrechen wĂ€hrend der Chemotherapie. Deshalb wird je nach Emesisirisiko eine antiemetische Begleittherapie wĂ€hrend der Chemotherapie sowie fĂŒr einige Tage nach Therapie empfohlen.
Antiemetika:
- 5-HT3-Antagonisten: Ondansetron, Granisetron, Tropisetron, Palonosetron... Sie sind in oraler und/oder intravenöser Form verfĂŒgbar und werden in der Regel als Kurzinfusion ca. 30 min vor der Chemotherapie verabreicht. NW: Kopfschmerzen, leichte Flush-Symptomatik.
- Kortikosteroide: Sie weisen eine eigenstĂ€ndige antiemetische Wirksamkeit auf und können zu einer signifikanten Erhöhung der antiemetischen AktivitĂ€t von 5-HT3-Antagonisten und Dopaminrezeptor-Antagonisten fĂŒhren.
- NK1-Rezeptorantagonist (Emend) ist ein neuer, oraler Neurokininrezeptor-Antagonist, der die Wirkung von Dexamethason und 5-HT3-Antagonisten deutlich verstÀrken kann.
- Dopaminrezeptor-Antagonisten: Metoclopramid wirkt neben der Blockade der Dopaminrezeptoren im Brechzentrum auch direkt auf den Magen-Darm-Trakt und beschleunigt die Magenpassage der Nahrung.
Level 1 (minimal emetic risk):
In der Regel ist keine prophylaktische antiemetische Therapie notwendig.
Level 2 (low emetic risk):
Metoclopramid p.o. oder als Kurzinfusion prophylaktisch vor der Therapie oder Dexamethason oder 5-HT3-Antagonist
Level 3 (moderate emetic risk):
Akute Emesis: Vor der Therapie Dexamethason und 5-HT3-Antagonisten (z.b.Ondansetron, Granisetron)
Verzögerte Emesis: Dexamethason oder 5-HT3-Antagonist (z.b. Ondansetron, Granisetron) oder Dexamethason und 5-HT3-Antagonist oder Aprepitant
Level 4 (high emetic risk):
Akute Emesis: NK1-Rezeptorantagonist (Aprepitant) und Dexamethason und 5-HT3-Antagonisten (z.b.Ondansetron, Granisetron)
Verzögerte Emesis: Dexamethason und 5-HT3-Antagonisten (z.b.Ondansetron, Granisetron) und Aprepitant
Schmerztherapie von Tumorpatienten
Ca. 30 bis 50 % der Tumorpatienten leiden bereits bei Diagnosestellung unter chronischen Schmerzen, im fortgeschrittenem Stadium sind es bis zu 80%. Es ist somit augenscheinlich, dass die Schmerzbehandlung einen sehr hohen Stellenwert in der gesamten Tumortherapie einnimmt.
Tumorschmerzen können durch verschiedene Mechanismen bedingt sein:
- ca. 68 % tumorbedingt: Kompression der Umgebung durch den Tumor, osteolytische Metastasen, Lebermetastasen,
- ca. 10 % tumorassoziiert: durch Aszites, Lymphödeme, Thrombose, Herpes Zoster,
- ca. 19 % therapiebedingt: Polyneuropathie, Phantomschmerz, Strahlenfibrose,
- ca. 3 % tumorunabhÀngig: MigrÀne, Degeneration
Nozizeptive Schmerzen:
- Somatischer Schmerz: ist oft ein Knochen- oder Weichteilschmerz, vom Charakter her gut lokalisierbar, dumpf und bohrend
- Viszeraler Schmerz: wird als tiefliegend und drĂŒckend empfunden, eventuell sind ĂŒbertragene Schmerzsymptome möglich, bei einer Beteiligung von Hohlorganen oftmals krampf- oder kolikartiger Schmerzcharakter
Neuropathischer Schmerz: wird als dauerhaft, hell und brennend empfunden, oft verbunden mit Dys- oder ParĂ€sthesien und Hyperalgesien, oder als einschieĂend, stechend und elektrisierend, diese Attacken können oft nur Sekunden bis Minuten dauern
Sonderformen:
Psychosomatisch bedingter Schmerz: Ganzkörperschmerz oder wechselnde Lokalisationen des Schmerzes, keine genauen Angaben ĂŒber den Ort des Schmerzes möglich, vom Charakter her als quĂ€lend, nagend, auffressend oder vernichtend beschrieben
Sympathisch unterhaltender Schmerz: nicht segmental auftretend, heiĂ, beiĂend und brennend, anfangs mit lividen VerfĂ€rbungen und Ădemen, spĂ€ter mit trophischen Störungen der Haut einhergehend
Wird eine Schmerzmedikation eingeleitet bzw. adaptiert, sollte fĂŒr den Patienten ein individueller Therapieplan erstellt werden, welcher sich nach der Anamnese, dem Schmerzcharakter und der SchmerzqualitĂ€t orientiert. Ein wichtiger Leitsatz der aktuellen WHO Guidelines 2019 bei Tumor-assoziierten Schmerzen ist folgender:
âBy The Mouth; By The Clock; For The Individual, With Attention To Detailâ
Wenn möglich sollten Analgetika oral verabreicht werden, so können SelbststĂ€ndigkeit und Autonomie gewĂ€hrleistet werden. Ein genauer Zeitplan der Basismedikation ist wichtig, die nĂ€chste Dosis sollte vor Wirkungsverlust der vorherigen Dosis verabreicht werden. Je nach Schmerzcharakter sollte die analgetische Therapie adaptiert werden. Bei neuropahtischer Schmerzkomponente sind Adjuvantien (z.B. Antikonvulsiva wie Pregabalin oder Gabapentin oder Antidepressiva wie TCA oder SNRI) schon frĂŒhzeitig von guter Wirksamkeit. Bei Bedarf kann hierfĂŒr die Stufe II des WHO Stufenschemas ĂŒbersprungen werden. FĂŒr Durchbruchsschmerzen sollten schnell wirksame Analgetika mit leichter Applikationsform gewĂ€hlt werden.
WHO-Stufenschema
Das von der WHO erstellte Stufenschema teilt die Analgetika in drei Stufen ein: Nicht-Opioid-Analgetika, mittelstarke Analgetika und starke Analgetika. Die nÀchsthöhere Stufe ist immer dann indiziert, wenn die Wirkung der vorherigen Stufe nicht ausreichend ist. Der Stufenplan sollte jedoch eher als Richtlinie aufgefasst werden - oft sind in der Onkologie schon von Beginn an mittelstarke oder starke Opioide indiziert und Nicht-Opioide in ihrer Wirkung zu schwach und mit zu starken Nebenwirkungen verbunden.
Die Nicht-Opoide gehören zu den weltweit am meisten verordneten und eingenommen Arzneimitteln. Sie wirken grundsĂ€tzlich bei nozizeptiven und neuropathischen Schmerzen, durch ihre fiebersenkende und entzĂŒndungshemmende Wirkung sind die Hauptindikationsgebiete die Knochenschmerzen und die Schmerzen mit entzĂŒndlicher Begleitreaktion. Auch die Wirksamkeit von Metamizol und NSARs bei Tumorschmerzen ist belegt. Wichtig ist:
- Beachtung von Substanzspezifischen Kontraindikationen wie Ulkus, Niereninsuffizienz, Gerinnungsstörungen,
- Keine Kombination von NSARs (erhebliche ToxizitÀtssteigerung)
- Beachtung der Wechselwirkungen mit anderen Substanzen.
- CAVE: durch die antipyretische Wirkung der Nicht-Opioid-Analgetika kann Fieber als Infektionszeichen bei immunsupprimierten Patienten unterdrĂŒckt werden.
Einteilung der Nicht-Opioide:
- NSAR (Nicht steroidale Antirheumatika): Sie wirken analgetisch, antipyretisch und antiphlogistisch. Die hĂ€ufigsten Nebenwirkungen ergeben sich ebenfalls durch die Hemmung der Cyclooxygenase: Blutungsneigung im Magen-Darm-Trakt, bei Langzeitverwendung SchĂ€digung der Nieren, des Weiteren sind Nebenwirkungen in Leber, Haut und Knochenmark bekannt. Generell sollten NSAR in der am niedrigsten wirksamen Dosis ĂŒber einen möglichst kurzfristigen Zeitraum gegeben werden. Die wichtigsten Vertreter der NSARs sind:
Empfohlene Einzeldosis |
Maximale Tagesdosis |
Dosisintervall: (Stunden) |
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AcetylsalicylsÀure (ASS) |
500 â 1000 mg |
3 g |
4 - 8 |
Diclofenac |
50 â 75mg |
150 mg |
6 â 8 (2-3x tĂ€glich) |
Diclofenac retard |
75-100 mg |
150 mg |
8 â 12 (1-2x tĂ€glich) |
Ibuprofen |
400mg-600 mg |
2400 mg |
6 â 8 (3x tĂ€glich) |
Cox-2-Hemmer: Celecoxib |
100-200 mg |
200-400 mg |
12 (2xtÀglich) |
- Nichtsaure, antipyretische Analgetika: Die wichtigsten Vertreter sind Paracetamol und Metamizol. Paracetamol wirkt schmerzstillend und fiebersenkend, eine sichere Wirksamkeit bei Tumorschmerzen ist nicht erwiesen, wirksam jedoch bei Hirndruckkopfschmerz und Chemotherapieinduzierten Muskel- und Gelenkschmerzen. An Nebenwirkungen steht die HepatotoxizitĂ€t im Vordergrund. Tagesdosen von 6g können bei Alkoholabusus bzw. vorbestehender LeberschĂ€digung zu Leberversagen fĂŒhren. Metamizol ist gut wirksam bei Tumorschmerzen, besonders bei Kapselspannungs- und viszeralen Schmerzen. Nebenwirkungen: Metamizol kann in seltenen FĂ€llen zu einer Agranulozytose fĂŒhren, die nach Absetzen reversibel ist. Deshalb sollten Patienten vor Therapiebeginn aufgeklĂ€rt werden, sich bei Symptomen einer Neutropenie wie z.B. Fieber, Halsschmerzen oder entzĂŒndlichen SchleimhautverĂ€nderungen umgehend zu melden.
Empfohlene Einzeldosis |
Maximale Tagesdosis |
Dosisintervall: (Stunden) |
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Parazetamol |
500 â 1000 mg |
3g |
4 â 6 (3-4x tĂ€glich) |
Metamizol |
500 â 1000 mg |
4g |
4 â 6 (3-4x tĂ€glich) |
Opioide entfalten ihre Wirkung durch die Stimulation von Opioidrezeptoren in mehreren Ebenen des nozizeptiven Systems und sind dadurch analgetisch wirksam. Sie aktivieren das absteigende schmerzhemmende System und unterdrĂŒcken Schmerzimpulse auf spinaler Ebene. Durch eine zusĂ€tzliche Modulation im limbischen System wird die Schmerzempfindung verĂ€ndert, Schmerzen werden ertrĂ€glicher und nicht mehr als unangenehm und bedrohend empfunden. Neben der peroralen Verabreichungsform stehen rektale, sublinguale und transdermale ebenso wie invasive (intravenöse, subcutane, intrathekale) Applikationsarten zur VerfĂŒgung.
Da Opioide schon seit langer Zeit therapeutisch eingesetzt werden, sind ihre Nebenwirkungen gut bekannt. Durch prophylaktische MaĂnahmen lassen sich viele dieser Nebenwirkungen verhindern bzw. verringern. AuĂerdem sind alle Opioid-Nebenwirkungen reversibel, Opioide schĂ€digen (im Gegensatz zu anderen Schmerzmitteln) auch bei Langzeitanwendung keine Organe. Nebenwirkungen:
- Obstipation: Eine prophylaktische Therapie wird empfohlen.
- Nausa / Emesis, bei 40% der Patienten initial, prophylaktische Antiemese mit Haloperidol oder Metroclopramid
- Sedierung durch Stimulation der Formatio reticularis tritt meistens in der Initialphase auf. CAVE: AufklĂ€rung ĂŒber die mögliche EinschrĂ€nkung der FahrtĂŒchtigkeit am Beginn der Therapie!
- Atemdepression, bei massiver Ăberdosierung (akuter Niereninsuffizienz)
- Juckreiz durch Histaminfreisetzung
- Physische AbhĂ€ngigkeit: Der Körper ist auf die Zufuhr von Opioiden von auĂen angewiesen. Bei abruptem Absetzten oder zu rascher Dosisreduktion (>10%) kann ein Entzugssyndrom mit Durchfall, Unruhe, Schwitzen und Muskelschmerzen auftreten. Eine schrittweise Reduktion sollte ĂŒber ca. 1 bis 2 Wochen laufen.
- Sucht: Bei bestimmungsmĂ€Ăigem Gebrauch von Opioiden kommt es durch die langsame Anflutung nicht zur Euphorie, dadurch entwickelt sich auch keine psychische AbhĂ€ngigkeit. Ein der Sucht Ă€hnliches Bild ("PseudoabhĂ€ngigkeit") entsteht bei zu langen Einnahmeintervallen oder Unterdosierung durch den Arzt.
Sie sind indiziert bei Schmerzen, die mittels Nicht-Opioid-Analgetika nicht beherrscht werden können bzw. bei Kontraindikation gegen Nicht-Opioid-Analgetika oder primÀr stark ausgeprÀgter Schmerzsymptomatik. Mittelstarke Opioide haben Höchstdosierungen. Es liegt das gleiche Nebenwirkungsspektrum wie bei starken Opioiden vor (siehe oben).
Empfohlene Tagesdosis |
Dosisintervall (Stunden) |
Anmerkung: |
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Dihydrocodein ret. |
60-120mg ED, 2x tÀglich MTD 240mg |
8 - 12 |
Neben mittelstarker analgetischer auch gute antitussive Wirkung |
Tramadol |
50â100 mg ED, 3-4x tĂ€glich, MTD 400mg |
4 â 6 |
Oral, rektal und parenteral verabreichbar, teilweise effektiver bei neuropathischen Schmerzen |
Tramadol ret. |
100â200 mg ED, 2x tĂ€glich, MTD 400mg |
12 |
Indikation sind Schmerzen, die mit Opioiden der Stufe 2 nicht ausreichend beherrschbar sind. Basis der Therapie ist die regelmĂ€Ăige Einnahme von RetardprĂ€paraten. Das Standartopioid in dieser Gruppe ist nach wie vor das Morphin, alle anderen Opioide werden in ihrer Wirksamkeit am Morphin gemessen. Treten unter einer sonst effektiven Schmerztherapie "Durchbruchschmerzen" auf, kann zusĂ€tzlich ein schnell wirksames Opioid maximal alle vier Stunden verabreicht werden.
ErhÀltliche WirkstÀrke |
Dosis-intervall |
Anmerkung: |
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Morphin Basismedikation (Retardtabletten) |
10mg, 30mg, 60mg, 100mg, 200mg |
12 Stunden |
Kann p.o, s.c., i.v., rektal und intrathekal verabreicht werden, keine Höchstdosis, Ausscheidung ĂŒber die Niere, CAVE: Niereninsuffizienz |
Morphin Bedarfsmedikation |
Orale Susp: 5mg/ml |
4 Stunden |
Kann p.o, s.c., i.v., rektal und intrathekal verabreicht werden, keine Höchstdosis, Ausscheidung ĂŒber die Niere, CAVE: Niereninsuffizienz |
Hydromorphon Basismedikation |
Retard: 2-24 mg |
12 Stunden |
Alternative zum Morphin bei Patienten mit Niereninsuffizienz |
Hydromorphon Bedarfsmedikation |
1,3mg-2,6mg |
4 Stunden |
Alternative zum Morphin bei Patienten mit Niereninsuffizienz |
Oxycodon Basismedikation |
Retard: 5 â 80mg |
12 Stunden |
Mögliche Ausweichsubstanz bei Nichtansprechen auf Morphin |
Oxycodon Bedarfsmedikation |
5-20mg |
4-6 Stunden |
Mögliche Ausweichsubstanz bei Nichtansprechen auf Morphin |
Fentanyl Basismedikation |
12”g/h â 100 ”g/h |
TTS, 72h |
Transdermal zur Therapie bei chronischen Schmerzen, auch oral-mucosal (Buccaltablette) bei Durchbruchschmerz |
Fentanyl Bedarfsmedikation: |
100-800”g |
4 Stunden |
Transdermal zur Therapie bei chronischen Schmerzen, auch oral-mucosal (Buccaltablette) bei Durchbruchschmerz |
Buprenorphin Basismedikation: |
5-20”g/h 35-70”g/h |
Je nach Hersteller: 7 Tage, 72h - 96h |
Transdermal als Basistherapie, bei Durchbruchschmerz Sublingualtabletten. Keine Dosisanpassung bei NINS nötig. |
BuprenorphinBedarfsmedikation |
0,2-0,4mg |
6-8 Stunden |
Transdermal als Basistherapie, bei Durchbruchschmerz Sublingualtabletten. Keine Dosisanpassung bei NINS nötig. |
Der Febrile Patient nach Chemotherapie
DEFINITION
- Temperatur von >38,5°C (einmal gemessen) oder 38,0°C fĂŒr mindestens 1 Std. oder zweimal innerhalb von 12 Stunden (oral gemessen) bei
- Neutrophilen Granulozyten (Stab- und Segmentkernige) unter 500/”l oder 1000/”l mit zu erwartendem Abfall unter 500/”l innerhalb der nÀchsten zwei Tage.
Einer der wichtigsten Faktoren fĂŒr MorbiditĂ€t und MortalitĂ€t bei der Behandlung von Patienten mit malignen Erkrankungen sind infektiöse Komplikationen. Durch die Intensivierung von Chemotherapie-Protokollen steigt die Rate an neutropenischen Phasen und damit auch das Risiko fĂŒr bakterielle, virale und Pilzinfektionen. Unbehandelt hat das neutropenische Fieber eine MortalitĂ€t von ĂŒber 70%.
Die Wahl der adĂ€quaten Therapie richtet sich in erster Linie nach der Risikobeurteilung, die wiederum von der Dauer der Neutropenie abhĂ€ngt (siehe Tabelle). Prinzipiell sollten fiebernde, neutropenische Patienten stationĂ€r aufgenommen werden. Patienten in der Niedrigrisikogruppe kommen allerdings auch fĂŒr eine orale, ambulante Therapie in Frage, sofern sie keine der von der MASCC veröffentlichten Risikofaktoren (siehe unten) aufweisen.
NIEDRIGRISIKO |
STANDARDRISIKO |
HOCHRISIKO |
voraussichtliche Neutropeniedauer: maximal 5 Tage und KEINER der unten aufgefĂŒhrten Risikofaktoren |
voraussichtliche Neutropeniedauer: 6 - 9 Tage |
voraussichtliche Neutropeniedauer: lÀnger als 9 Tage |
RISIKOFAKTOREN (Risikoklassifikation der MASCC)
- ECOG-Performance > 2
- Hinweis auf ZNS-Infektion, schwere Pneumonie
- Zeichen von Sepsis oder Schock
- Kontraindikation fĂŒr orale Therapie: massive, abdominelle Schmerzen, Diarrhö, Exsikose, intravenöse Supportivtherapie erforderlich, rezidivierendes Erbrechen,
- Notwendigkeit einer engmaschigen oder stĂ€ndigen Ăberwachung (z.B.entgleister Diabetes mellitus, HyperkalzĂ€mie)
- keine Compliance fĂŒr eine orale Therapie,
- Patient ist desorientiert, lebt allein, ist telefonisch nicht erreichbar, es ist nicht möglich, eine Klinik mit Erfahrung in der Behandlung neutropenischer Patienten innerhalb einer Stunde zu erreichen.
MIKROBIOLOGISCHE DIAGNOSTIK: Abnahmen von mindestens zwei Paaren venöser BLUTKULTUREN (aerob, anaerob, evtl.Pilze) im Abstand von 15 Minuten sofort vor Beginn der Therapie aus peripherer Vene, bei liegendem ZVK zusÀtzlich zwei Blutkulturen aus dem Katheter. Kontrollen sollten vorzugsweise im Fieberanstieg abgenommen werden. Weitere Mikrobiologische Untersuchungen je nach Infektsymptomatik: Harnkultur, Stuhlkultur einschl. Clostridium-difficile-Enterotoxin, Wundabstrich, Rachenabstrich, Punktionsmaterial, virologische Tests.
RegelmĂ€Ăige Laborkontrollen: BB inklusive Differentialblutbild, Routinelabor, CRP, Procalcitonin, Lactat. Eine COVID-19 Testung mittels Nasen/Rachenabstrick sowie saisonal ein Grippe-Schnelltest werden empfohlen. Bei starker Immunsuppression sollte zusĂ€tzlich die Abnahme eines Virusstatus (HSV, RSV, CMV), Aspergillus, Candida, Legionella, Mycoplasmen erfolgen.
BILDGEBUNG: Thorax - Röntgen in zwei Ebenen, bei entsprechender Symptomatik: Thorax-CT, Nasennebenhöhlen - CT, abdominelle Sonographie, etc.
Bei Vorliegen einer febrilen Neutropenie ist die sofortige Einleitung einer empirischen Antibiose mit Abdecken von Streptokokken, Pseudomonas aeruginosa, Staphylokokkus aureus und gram-negativen Enterokokken nötig.
In ausgewĂ€hlten FĂ€llen können Niedrigrisikopatienten, die keine der oben angefĂŒhrten MASCC-Risikofaktoren aufweisen, ambulant behandelt werden. Mittel der Wahl sind Amoxicillin/ClavulansĂ€ure in Kombination mit Ciprofloxacin. Alternativ kann Moxifloxacin verwendet werden. Besteht bereits eine orale Prophylaxe mit Fluorchinolonen, sollte diese nicht fortgefĂŒhrt werden.
In den meisten FĂ€llen ist eine stationĂ€re Aufnahme mit weiterfĂŒhrender AbklĂ€rung und parenteraler Antibiose nötig. Hier werden Penicilline (Piperacillin/Tazobactam), Carbapeneme oder Cephalosporine der 3./4. Generation verwendet (Cefepim, Ceftazidim). Die weitere Behandlung richtet sich nach klinischem Verlauf und Infektfokus.
Knochenmarkspunktion
Eine Knochenmarkspunktion dient der Beurteilung der Blutbildung und der Diagnose von Erkrankungen des Knochenmarks und des blutbildenden Systems (z. B. LeukĂ€mie, malignes Lymphom). Die dafĂŒr benötigten Proben werden mittels Jamshidi- oder Sternalbiopsie und Aspiration gewonnen:
Unter örtlicher BetĂ€ubung (LokalanĂ€sthesie) und unter der Gabe von Schmerzmitteln wird der Beckenkamm punktiert und dabei ein oder mehrere Knochenmarkszylinder (Biopsate) entnommen und Knochenmark abgesaugt (Aspirat). Das so gewonnene Material wird zum Teil in unserem Labor untersucht, manchmal ist es nötig, einen Teil fĂŒr spezifische FĂ€rbungen nach Graz zu schicken. Davon ahĂ€ngig ist auch die Zeitdauer bis Ergebnisse vorliegen. Im allgemeinen wird fĂŒr eine Woche nach Punktion ein Termin zur Befundbesprechung mit unseren Patienten vereinbart.
Ist eine Gewinnung von Knochenmark aus dem Brustbein nach dem gleichen Prinzip. Sie wird seltener durchgefĂŒhrt.
Aus dem ASPIRAT:
- Zytogenetik: Analyse des Zellkerns um Chromosomenanomalien zu erkennen
- FACS: Mittels Markierung von einzelnen Zellen mit Antikörpern und daran gebundenen fluoreszierenden Farbstoffen können Blut- und Knochenmarkserkrankungen erkannt und klassifiziert werden
- Blutausstrich: zur Beuteilung der Zellen unter dem Mikroskop
- FISH usw.
Aus dem BIOPSAT:
- Histologie: Einbettung, Schneiden und FĂ€rben des Zylinders um die Knochenmarkszellen im Mikroskop zu beurteilen.
- ImmunphÀnotypisierung:
- Zytogenetik (siehe oben)
Portsysteme
Chemotherapien werden meist intravenös verabreicht.
Nachdem es sich um zellschĂ€digende Substanzen handelt, werden insbesondere auch die Venen belastet und reagieren mit Reizungen bis hin zu VenenentzĂŒndungen. Bei Austritt von kleinsten Mengen Therapeutikum (Paravasat) kann es zu Zerstörung von Gewebe bis zum Auftreten von örtlichen GeschwĂŒren kommen. Deshalb ist die Möglichkeit und Sicherheit der venösen Verabreichung ein wichtiges Thema. Bei ungĂŒnstiger Venensituation oder Therapien, die eine Verabreichung ĂŒber lĂ€ngere Zeitdauer erfordern, wird oft die Anlage eines Portsystems oder eines Dauerkatheters (Hickman-Katheter) empfohlen.
Port-System
Der Port besteht aus einer mit einer Silikonmembran ausgestatteten Titan- oder Keramikkapsel und einem Kunststoffschlauch der dann in einer Vene mĂŒndet. Dieses Kathetersystem wird komplett in das Unterhautfettgewebe eingepflanzt und kann mit einer speziellen Nadel durch die Haut punktiert werden. In den Behandlungspausen wird der Patient in seiner Bewegungsfreiheit nicht eingeschrĂ€nkt.
Hickman-Katheter
Der Hickman-Katheter besteht aus weichem Kunststoff und wird Ă€hnlich einem ZVK (zentralvonösem Katheter) ĂŒber die Haut in die zentrale Vene eingebracht. Ein groĂer Teil dieses Katheters liegt allerdings geschĂŒtzt im Unterhautfettgewebe, bevor er in der Vene mĂŒndet. Eine einwachsende und abdichtende Kunststoffmanschette an der Austrittsstelle verringert die Gefahr einer Infektion von auĂen.
PICC Katheter
Bei einem PICC Katheter handelt es sich um einen weichen Katheter aus Kunststoff. Dieser wird Ultraschallgezielt unter örtlicher BetĂ€ubung in eine Vene am Oberarm eingefĂŒhrt und anschlieĂend bis in herznahe groĂe GefĂ€Ăe vorgeschoben und fixiert. Die Punktionsstelle wird mit einem speziellen Pflaster und Verband verschlossen. So wird ein steriles, ambulantes Arbeiten ermöglicht. Blutabnahmen und Infusionen können jederzeit durchgefĂŒhrt werden, eine Punktion der Haut ist nicht mehr nötig.
Der PICC Katheter kann mehrere Monate vorhanden sein. RegelmĂ€Ăige Verbandswechsel und SpĂŒlungen sind nötig.